Himmelblau

Himmelblau

Einmal in den Himmel und zurück… sich vom Boden abstoßen, ins Blau des Himmels springen und wieder sanft auf der Erde landen… davon träumen die drei Akteure des neuen Stückes für die Allerkleinsten. Aber sie belassen es nicht beim Träumen und überlegen: Wer kann denn so etwas? Ein Ball, der auf dem Boden aufditscht und nach oben fliegt, ein Mensch, der sich vom Boden abdrückt und in die Lüfte springt, die menschliche Stimme, die beweglich auf und nieder federn kann, ein Schlagzeugschlegel, der auf dem Fell einer Trommel hüpft. Barbara Fuchs, Karolina Rüegg und Tobias Liebezeit springen, fallen, singen, musizieren, kullern und spielen für Kinder bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr und ihre Eltern. In ihrem Konzept, das sich an die Wahrnehmung der Altersgruppe orientiert, werden Form und Farbe zu Klang, Klang zu Bewegung, verbindet sich Körperlichkeit mit Klang und Bewegungsrhythmus mit musikalischem Rhythmus. 

Die drei Künstler erforschen mit großer Experimentierfreude mal als Duo, mal solistisch oder als Trio das Himmelblau in all seinen Facetten: Wie klingt das Himmelblau? Was ist wohl ein runder Klang und was eine runde Bewegung? Am Ende des fantasievollen Stückes fällt die Grenze zur Bühne und die kleinen Zuschauer dürfen ihrem eigenen Forscherdrang nachgeben. So ein Ball ist eben nicht nur für Erwachsene ein schönes Spielzeug, Musikinstrument und Verbindung zum Himmel.

Die Premiere von „Himmelblau“ fand am 12. November 2009 in der Tonhalle Düsseldorf statt.

 

 

Team

 

Tanz/Bühne: Barbara Fuchs
Gesang: Karolina Rüegg
Schlaginstrumente: Tobias Liebezeit

 

 

SCHROTT

SCHROTT

SCHROTT ist eine tänzerische und musikalische Intervention über das Verhältnis von Klang und Bewegung, Dilettantismus und Virtuosität. Der Komponist Ritzenhoff und die Choreografin Barbara Fuchs tauschen die Rollen: er tanzt und sie macht Musik – das Wagnis, daran grandios zu scheitern, ist kalkuliert.

„Häufiger findet derjenige etwas Neues, welcher eine Kunst nicht versteht, als derjenige, welcher sie versteht. Gleichermaßen ein Autodidakt eher als ein anderer. Er bricht nämlich durch eine von den übrigen nicht betretene Bahn oder Pforte und findet so eine andere Ansicht von den Dingen.“ Leibniz

Die Premiere von „SCHROTT“ fand am 4. September 2009 bei Barnes Crossing statt.

Team

Performance, Musik, Bühne: Barbara Fuchs, Jörg Ritzenhoff
Technik: Marco Wehrspann, Wolfgang Wehlau
Kostüm: Yvonne Stammsen, Barbara Fuchs
Fotografie: Wolfgang Weimer

Schrott ist eine tanzfuchs Produktion, koproduziert vom Choreografen Netzwerk BARNES CROSSING, gefördert von: Stadt Köln, Ministerpräsident des Landes NRW, Kunststiftung NRW, Fonds Darstellende Künste.

 

Presszitate

Thomas Linden, Kölnische Rundschau

[…] Eine Mischung aus Choreographie und Performance ist „Schrott“ – voll poetischem Charme, der nie kitschig wirkt, weil Spontaneität und die Lust am Experiment mit Ton und Bewegung den Kurs vorgeben.. … „Schrott“ zeigt intelligent und einfallsreich, wie sich mit Tanz die Welt von gestern noch einmal lustvoll erobern lässt […]

Nicole Strecker, Kölner Stadtanzeiger

[…] Bei ihnen tanzen Schrauben und Federn statt Ballerinas und wenn man genau hinhört, dann findet man tief verborgen im Störrauschen alter Radios doch noch Musik – nur die Ahnung einer Melodie, ein Nachhall von Leben im schrottreifen Gerät […]

Hans-Christoph Zimmermann, Bonner Generalanzeiger

Der Frosch im Schwan
Barbara Fuchs und Jörg Ritzenhoff zeigen ansehnlichen „Schrott“ im Ballsaal.
Was die Apparate auf den x-beinigen Tischchen hervorbringen, ist vor allem ein pulsierendes Knistern und Knacken. Das Rauschen der Technikgeschichte, in das sich Klangfäden aus Tschaikowskys Klassikern „Schwanensee“ und „Nussknacker“ mischen. Tänzerin und Musiker marschieren im Gleichschritt um die Fetischobjekte, werfen sich in ein kleines Schnalz- und Schmatzduett; Barbara Fuchs schrubbt auf einer Gitarre einen punkigen Zwei- Akkord-Song herunter. Szenen, die wie Relikte der Protest- und Performancekultur des vergangenen Jahrhunderts wirken. Komisch und witzig, aber auch geschichtsbewusst.

Christina-Maria Purkert, aKt 06, Kölner Theaterzeitung

Schrott ist ein ironischer Performanceabend, der ohne Nostalgie und Sentimentalität die Technik der alten Avantgarde ausmustert, ohne sie durch neuere Technik zu ersetzen. Die Ästhetik der Performancekunst, (die in den Sechzigern und siebziger Jahren mit eben jener Technik Geräusche, Bilder und Bühnenhandlungen aus allen damals erwartbaren Abläufen löste) wird allerdings in Schrott so zitiert, dass der Abend auch nicht über sie hinauswächst. Das will er aber auch gar nicht – man mache sich die Regeln des dänischen Dogmarkinos zu Eigen, mit einfachsten technischen Mitteln nur den unverfälschten Moment darzustellen, lassen Fuchs/Ritzenhoff wissen. So gesehen, versuchen die beiden trotz der technischen Anmutung hinter der Technik, auch die Tanztechnik zurück zu finden, zu dem unbekannten Moment vor der technischen Reproduzierbarkeit. Eine ästhetische Kreisbewegung, die dem Wiederverwertungskreislauf von Metall durchaus gleicht. Aus Schrott kann immer wertvoller Rohstoff werden. Und aus jeder Alltagsbewegung choreographierter Bühnentanz.

RAUSCHEN

RAUSCHEN

Ein Wahn beherrscht heute unser Leben. Der Wahn der Gleichzeitigkeit, der simultanen Teilhabe an allem, der vermeintlichen Aufhebung von Zeit und Raum. Der französische Medienkritiker Paul Virilio hat diesen Zustand als mediale Ghettoisierung und elektronische Apartheid bezeichnet. Und als den rasenden Stillstand einer Gesellschaft, als Koma.
Barbara Fuchs geht den Thesen Virilios nach, übersetzt sie auf das Medium des Tanzes. Sie fragt: was geschieht, wenn Körper immerwährend in Bewegung sind? Ergibt die Addition aller möglichen Bewegungen einen Nullpunkt, ähnlich wie die Summe aller hörbaren Frequenzen ein stimmloses Rauschen ergibt? Mündet auch im Tanz ein Zustand hoch aufgeladener Energie in absoluter Ruhe, in Stille?

Vier Tänzerinnen und der Komponist/Live Elektroniker Jörg Ritzenhoff erforschen das Chaos, die ständigen Verwringungen des Körpers und Klanges. Ihre Suche gilt der Erfahrbarkeit von Gleichzeitigkeit ebenso wie der Spannung, die im reglosen Verharren enthalten ist. Sie folgen nicht länger einem Inhalt, sondern werden selbst zum Inhalt der Performance. Ihr Aufeinanderbezogen-Sein, ihre Durchdringungen und ihre Vereinzelung konstruieren eine durch und durch flüchtige Choreografie. Die Performance rauscht buchstäblich durch das Publikum hindurch.

Die Premiere von „Rauschen“ fand am 11 Februar 2009 bei Barnes Crossing (Wachsfabrik) in Köln statt.

 

 

Team

Tanz, Choreographie, Bühne, Licht: Barbara Fuchs
Musik: Barbara Fuchs
Choreographie, Tanz: Erika Winkler, Jennifer Hoernemann, Odile Foehl

Foto: Wolfgang Weimer

Gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln, dem Ministerpräsidenten des Landes NRW, der SK Stiftung Kultur und Koproduziert vom Choreographen-Netzwerk BARNES CROSSING.

 

Presszitate


Dorothea Marcus, akt. 02.04.2009

[…] In ,,Rauschen“ von Barbara Fuchs, einer ,,begehbaren Tanzplastik“, sitzen die Zuschauer auf Stühlen mitten auf der Bühne. Das Licht geht aus, Stimmengewirr erhebt sich aus Diktaphonen, die an die Wände montiert sind. Vier schwarzgekleidete Tänzerinnen schlängeln sich um die Stuhlinseln, winden sich durch Zuschauerfüße und schmale Hockerbeine. Das elektronische Gewirr wird zum Brausen, zum Lokomotiv-Stampfen und maschinellen Meeresrauschen. Natur oder Maschine? Immer wieder verschwimmt beides im Laufe der 40 Minuten, für die der Elektronik-Musiker Jörg Ritzenhoff, live zugegen, krasse und grandiose Klangwelten entwirft. Die Tänzerinnen dringen einander durch die Körper, durchklettern sich in Zweierpaaren, nehmen einander sekundenweise in Besitz – selten so aufregende Bewegungserfindungen gesehen. Auf tänzerisch hohem Niveau rasen sie durch den Raum, jede hat mehrere Soli. Schließlich führen, schleppen, nötigen sie die Zuschauer von den Stühlen, drängen sie an den Bühnenrand, entsorgen ihre Taschen und Jacken. Zum Schluss liegt eine von ihnen zwischen den umgedrehten Stuhlbeinen, die nun wie die Stacheln eines Seeigels aussehen oder wie ein schwarzes Feld aus Schilf. […]

Hans-Christoph Zimmermann, Bonner General Anzeiger – 19.05.2009
Überzeugende Performances beim Bonner Tanz-Festival
Gudrun Lange, Samir Akika und Barbara Fuchs in Beueler Brotfabrik

[…] Barbara Fuchs‘ 45-minütiger Tanzabend „Rauschen“ beschloss im Theater im Ballsaal die Bonner Gastspielreihe. 35 Zuschauer sitzen auf Hockern auf dem weißen Tanzteppich. Vier Tänzerinnen schlängeln sich am Boden zwischen ihnen und den Stuhlbeinen hindurch, vermessen mit ausgebreiteten Armen und Beinen Abstände und taxieren so Nah- und
Fernverhältnisse. Zur eindringlichen Geräusch-Musik von Jörg Ritzenhoff arbeiten sich die vier Frauen allmählich in die Vertikale.
Sie verwringen sich miteinander zu laokoonesken Figuren, streichen unter den Armen des stillgestellten Betrachters hindurch und überfordern so allmählich dessen Wahrnehmungsfähigkeit. Vor ihm, seitlich, hinter ihm – überall lauern neue Eindrücke und erfordern immer neue Wahrnehmungsentscheidungen und Reaktions-Bereitschaft. Schließlich werden die Zuschauer an den Rand geleitet und sehen das Geschehen wieder aus gewohnter Warte. Eine in ihrer sinnlichen Präsenz und Dichte fesselnde Choreografie. […]

Nicole Strecker (Tanzjournalistin)
Barnes Crossing mit zwei Uraufführungen in der Wachsfabrik

[…] Um die überfordernde Simultaneität von Ereignissen, unsere Urangst, etwas zu verpassen, geht es Barbara Fuchs. Sie bedient dieses Gefühl nicht mit platter Überflutungsdramaturgie, sondern analysiert es durch Abstraktion. Grandios mischt Komponist Ritzenhoff als Live-DJ die Geräusche unserer Stress-Gesellschaft – Windturbinen, Quasselfernsehen, Autobahnrauschen -, während die Choreografie vor allem das Unwohlsein im eigenen Körper suggeriert: Die Tänzer schütteln die Hände, als wollten sie eine klebrige Masse wegschlagen. Dann wieder durchläuft sie ein Zittern, als erlitten sie eine andauernde Gänsehaut-Attacke. Besonders eindrucksvoll wirken bei Erika Winkler die langgliedrig-kantigen Impulse in dieser gelungenen ersten Ensemblearbeit von Barbara Fuchs, die mit dem zweiten Teil des Abends ihr ästhetisches Pendant bekam: „Frau K.“ von Suna Göncü. […]