DIS_ORDER
eine neurale Feldstudie ...

Der dritte und letzte Teil des Zyklus (GE) – (FÜHL) – (LOS) nähert sich in einer performativen und klanglichen Rauminszenierung dem Chaos, der Störung, der Irritationen und den Anomalien. Intime Stimme, scheinbare Ordnungssysteme, Distanzlosigkeit und körperliche Entladungen schaffen Widerhaken in der Wirklichkeit.

DIS_ORDER – ein flackerndes Netz akustischer und physischer Aktivität.

Ein permanentes Ver-rücken von Innen und Außen, von Nähe und Distanz – unterstützt durch eine multiple akustische Realisierung, welche kontrastierende und sich widersprechende Räume von Intimität und Öffentlichkeit schafft.

In DIS_ORDER beschäftigt sich das Ensemble mit abweichendem emotionalen Verhalten, subjektiven Strukturen, Wahrnehmungsphänomene

der Introspektion und Extrospektion, chaotischen und nichtlinearen, physischen und psychischen Entäußerungen, ver-rückten Realitäten und Gefühlswahrnehmungen.

Nach MOODSWING – eine Bewegungs- und Laut-Studie über die Basis-Affekte wie Angst, Freude, Wut und Trauer und PlusMinus – ein Spiel der Gemütsbewegungen der Sekundär-Affekte wie Scham, Demut, Langeweile, Eitelkeit, Schuld, Neid und Wollust, folgt nun der 3. Teil des Gefühlslabors: DIS_ORDER  eine neurale Feldstudie von tanzfuchs PRODUKTION/Barbara Fuchs. Die Premiere von DIS_ORDER fand am 17. Oktober 2014 statt.

 

 

Team

Künstlerische Leitung: Barbara Fuchs
Elektroakustische Komposition: Jörg Ritzenhoff
Performance: Odile Foehl, Pietro Micci, Ursula Nill
Technik: Wolfgang Pütz

Fotografie: MEYER ORIGINALS

DIS_ORDER  ist eine Ensemble-Produktion der tanzfuchs PRODUKTION/Barbara Fuchs, koproduziert von BARNES CROSSING Freiraum für TanzPerformanceKunst – Köln.
Förderer: Kulturamt der Stadt Köln, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, RheinEnergieStiftung Kultur

 

Presszitate

Kölner Stadtanzeiger (21.10.2014) Nicole Strecker
Rastlose Neuronen in der Wachsfabrik

Choreographen sind das „Hirn“ einer Produktion – und Barbara Fuchs inszenierte sich selbst und ihren Komponisten Jörg Ritzenhoff nun in der Kölner Wachsfabrik sinnbildlich als solches. Die beiden sitzen in einer Ecke an einem Regiepult: Schaltzentrale für alle Abläufe des Abends. Denn zu Ihnen führen Kabelstränge quer durch den Raum, an deren Enden die Tänzer agieren, als wären sie Zellkörper an Nervensträngen. Fuchs und Ritzenhoff widmen sich im dritten Teil ihrer Triologie über die Welt der Gefühle der „Dis_Order“: der Störung im Nervensystem. Das Nervensystem wird hier als Sound-Bewegungsinstallation inszeniert, die niemals zur Ruhe kommen kann. Fuchs bringt Mikrofonkabel zum Tanzen, als gehe es ihr um ein „Kabel-Balett“, dazu Tanzkörper, die sich zu unentwirrbaren Clustern verweben. Das ist poetisch und aggressiv, denn ein- und derselbe Bewegungsablauf kann ebenso die zärtliche Kooperation bedeuten wie auch den stressigen Kollaps. So gelingt tatsächlich eine choreografische Fantasie über den unbegreiflichen Zusammenhang zwischen neuronalen Abläufen und psychischem Erleben. Ein paar Nervenfasern zucken – man muss wohl glücklich sein.

Kölner Rundschau (23.10.2014) Thomas Linden
Den Kabelsalat kreativ sortiert
Barbara Fuchs zeigt ihre neue Inszenierung „DIS_ORDER“

So nackt und puristisch hat noch keine Produktion den Tanzboden von Barnes Crossing in der Wachsfabrik gezeigt. Direkt auf dem Holz inszenierte Barbara Fuchs ihre neue Inszenierung „Dis-Order“. Die große Fläche mit ihren Panelen erinnert an ein Computerboard, verstärkt wird dieser Eindruck durch etliche Kabel, die gleich Neuronen zu kleinen Lautsprechern führen. Letztere werden wie die Kabel immer wieder anders positioniert. Die Tänzer (Odile Foehl, Pietro Micci und Ursula Nill) agieren nach einer Ordnung, die von außen betrachtet undurchschaubar wirkt. Hier könnten auch Elektriker oder Bodenleger am Werk sein. Während sich diese Choreographie in scheinbar Nützlichkeit abspult, ist der Raum erfüllt von den elektroakustischen Kompositionen Jörg Ritzenhoffs, in denen Vogelgezwitscher, Husten oder Summen einander durchdringen. „Dis_Order“ markiert das Finale des Zyklus „(Ge)-(Fühl)-(Los)“, der sich mit den menschlichen Affekten beschäftigt. Nach einer überraschenden zweiten Produktion kehrt der dritte Teil zu minimalistischer Strenge zurück. Das Ordnen der Kabel auf der großen Fläche vollzieht sich nicht ohne Humor, und das sparsame Pas de deux von Pietro Micci und Odile Foehl zeigt eine feine abgeschmeckte Choreographie von Innigkeit und Distanz. Damit hätte Barbara Fuchs ihr Publikum durchaus großzügiger beschenken dürfen. Etwas mehr emotionales Störfeuer im gelenkten Gewitter der neuralen Strukturen hätte der Produktion noch mehr Substanz verliehen.